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Diskussion ist ein wichtiger Bestandteil des Studiums und wird als Technik in unterschiedlichen Formen angewendet. Oft wird nach Vorträgen eine Diskussion geführt, bei der die Zuhörenden Verständigungsfragen stellen, Ergänzungen anbringen und Kritik üben. Gruppendiskussionen, bei denen Informationen und Meinungen ausgetauscht und Texte besprochen werden, sind in Seminaren sehr wichtig. Zudem helfen Diskussionen, vor allem mit Studierenden in ähnlichen Situationen, bei der Suche nach neuen Themen (beispielsweise Masterarbeitsthemen).
Ziel von Diskussionen ist der Austausch von Gedanken, Argumenten und Kenntnissen.
Gut geführte, lebendige Diskussionen haben grosse Vorteile. Zentral ist, dass dadurch die Möglichkeit gegeben wird, sich mit neuem Wissensstoff auseinanderzusetzen und neue Aspekte und Sichtweisen einzubeziehen. Bestehende Prinzipien und Überzeugungen können dadurch relativiert und hinterfragt, Toleranz Andersdenkenden gegenüber gefördert werden. Der Vergleich unterschiedlicher Haltungen in einer sachlichen Diskussion führt idealerweise dazu, dass «berechtigte» Argumente Andersdenkender erkannt werden. Damit verringert sich der vermeintliche Anspruch auf die umfassende Wahrheit. Andererseits können Diskussionen auch grössere Klarheit schaffen, indem vermeintlich Verständliches aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wird. Besonders empfehlenswert sind Diskussionen für die Behandlung von Problemen, da so ein potenziell breites Spektrum von Lösungsmöglichkeiten aktiviert wird und auch Chancen für innovative, unkonventionelle Ideen bestehen (Schräder-Naef 1988: 57).
Damit die positiven Aspekte von Diskussionen zum Tragen kommen, müssen gewisse Voraussetzungen gegeben sein. Die TeilnehmerInnen müssen die Grundsätze von Diskussionen respektieren: höflicher Umgangston, andere zu Wort kommen und ausreden lassen, Privatgespräche und Zwischenrufe unterlassen. Alle TeilnehmerInnen sind gleichberechtigt, andere Meinungen werden respektiert und allen Beiträgen wird gleichermassen Beachtung geschenkt. Eine kritische, aber faire Haltung sollte allen Argumenten gegenüber eingenommen werden, damit die Gefahr, nur vorgefasste Meinungen zu bestätigen, reduziert wird. Argumente sollen kurz gefasst werden und nicht vom Thema abschweifen.
Zweitens müssen Bedingungen eher organisatorischer und technischer Art erfüllt sein. Die Gruppengrösse sollte angemessen sein, d.h. im Idealfall ungefähr zwischen fünf und zehn Personen. Ansonsten ist das Spektrum zu gering, oder die Beteiligung der Einzelnen ist zu unterschiedlich («VielsprecherInnen» vs. «SchläferInnen»). Weiter ist auf eine gute Vorbereitung Wert zu legen, und zwar sowohl seitens der TeilnehmerInnen als auch der Diskussionsleitung. Die Diskutierenden sollten das Thema kennen, den zu diskutierenden Text gelesen und verarbeitet haben (Randmarkierungen, Exzerpte etc.). Die leitende Person muss in der Lage sein, ein Abdriften in Details und Nebensächlichkeiten zu verhindern, eine ins Stocken geratene Diskussion zu beleben und verschiedene Voten zu berücksichtigen. Dafür braucht es einerseits tiefere Fachkenntnisse, andererseits auch ein Gespür für die Situation, und konkrete Ideen, um die Diskussion wieder in die Bahnen zu lenken und lebendig zu gestalten.
Probleme tauchen verschiedentlich in Diskussionsrunden auf, und zwar sowohl individueller als auch gruppenspezifischer Art. Immer wieder ist eine unterschiedliche Intensität der Teilnahme zu beobachten. Einzelne tendieren zu Monologen, lassen andere nicht zu Wort kommen und benutzen Diskussionen als Plattformen, sich selbst zu inszenieren. Oft wird die Diskussionsrunde als Kampfplatz betrachtet, wo es darum geht, andere von der eigenen Meinung zu überzeugen bzw. zu besiegen. Dies funktioniert frei nach dem Motto: «Wer das letzte Wort hat, gewinnt». Ein solcher Schlagabtausch dient vielleicht dem Ego einer Person, doch bringt sie kaum neue Erkenntnisse, da die DiskussionsteilnehmerInnen gezwungen werden, Standpunkte mit einer Vehemenz zu verteidigen, die sie zuerst gar nicht beabsichtigt haben.
Probleme gruppenspezifischer Art zeigen sich teilweise in einer «Angst vor der eigenen Meinung». Einer durch die Gruppenmehrheit bereits abgesegneten, wenngleich anderen oder gar falschen Meinung wird selten widersprochen. Zudem kann eine Einigkeit, ein Konsens nach innen, die Intoleranz nach aussen fördern. In einer in sich einigen Gruppe besteht somit die Gefahr, dass bestehende Vorurteile bestätigt und nicht mehr hinterfragt werden (Steiger 1994: 172).
Eine kompetente Leitung hat den Verlauf einer Diskussion immer unter Kontrolle.
DiskussionsleiterInnen haben die Aufgabe, auch den Schüchternen zur Meinungsäusserung zu verhelfen.
Kämpfe und Schlagabtausche bringen Diskussionen nicht weiter.
Ein Protokoll hat den Charakter eines (schriftlichen, fotografischen, akustischen oder filmischen) Dokumentes. Es gibt Umstände und deren Bedingungen möglichst nachvollziehbar und vollständig wieder, vermittelt daher Information über Aussagen, Handlungen, Meinungen etc. Das Protokoll ist im Allgemeinen verlaufsorientiert (Beschreibung eines Handlungsablaufs oder eines Gespräches). Eine Ausnahme bildet das ergebnisorientierte Diskussionsprotokoll, bei welchem v.a. die Resultate festgehalten werden (Rückriem, Stary & Franck 1989: 57–75). Für ein Diskussionsprotokoll (vgl. Abb. 20) gilt: