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Damit die Aufmerksamkeit des Publikums garantiert werden kann, ist es wichtig, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Es ist angebracht, den ZuhörerInnen in die Augen zu schauen und öfters den Blickkontakt zu wechseln. Abschweifende Blicke (aus dem Fenster, zur Türe etc.), Blicke in eine unbestimmte Richtung über die Kopfhöhe der Zuhörenden hinaus, permanentes Starren aufs Blatt oder auf den Projektor ist zu vermeiden. Bei Seminaren sollte nicht nur zu den SeminarleiterInnen gesprochen werden.
In einem Vortrag sollte man zum Publikum sprechen, nicht zu sich selbst.
Bei einem Vortrag ist auf die eigene Körpersprache Wert zu legen. Es empfiehlt sich, vor dem Vortrag zu überlegen, ob man sich tendenziell zu viel oder zu wenig bewegt, wie sich Nervosität auf die Körpersprache auswirkt, wohin man mit den Händen soll etc. Die Körpersprache übt einen grossen Einfluss auf das Publikum aus, da bei auffälligen Bewegungen die Aufmerksamkeit in diese Richtung gelenkt und dadurch vom Inhalt abgelenkt wird. Unruhiges Hin- und Hertigern, Wippen auf Fusssohlen, ständiges Auf- und Absetzen der Brille und nervöse Zuckungen sind zu vermeiden. Ebensowenig ist es angebracht, während des Vortrags regungslos stehenzubleiben, die Hände permanent in die Hosentaschen zu stecken oder die Gestik zu vernachlässigen. Natürliche, sinnvolle (nicht aufgesetzte) Bewegungen (auf eine Folie zeigen, auf die Tafel hinweisen, mit Händen etwas erklären etc.) wirken sich positiv auf die Qualität des Vortrags aus.
Bei Vorträgen sollte, mehr als bei der geschriebenen Sprache, darauf geachtet werden, dass den Gedankengängen schnell gefolgt werden kann. Das Publikum sollte während des Referats die Möglichkeit haben, das Gehörte zu rekapitulieren. Es sollten deshalb kurze, klare Sätze verwendet, komplizierte Sachverhalte mehrmals in anderen Worten umschrieben, Fachausdrücke erklärt und genügend Sprechpausen eingeschaltet werden. Sprechpausen sind Denkpausen für SprecherInnen und ZuhörerInnen und deshalb nicht mit «äh» oder «ehm» zu garnieren. Ab und zu ist es sinnvoll, Zwischenzusammenfassungen einzuflechten, damit die Fülle der vermittelten Information gebündelt und strukturiert werden kann.
Die Körpersprache sollte natürlich wirken, auf Ticks sollte man sich gegenseitig hinweisen, damit man sie zukünftig vermeiden kann.
Schlechtes Beispiel: Ein (emeritierter) Professor in Zürich brachte es innerhalb von 90 Minuten auf rund 200 «ääh»!
Wie bei einer wissenschaftlichen Arbeit geht es auch bei Referaten darum, die Inhalte möglichst interessant weiterzuvermitteln. Einem Vortrag soll nicht nur inhaltlich gefolgt werden können, er soll auch ansprechend gestaltet sein. Generell ist die Verwendung vielfältiger Stilmittel für die Aufmerksamkeit des Publikums förderlich. Bei langfädigen Argumentationen oder ausschweifenden Erläuterungen nimmt die Konzentration beim Publikum rapide ab. Es ist deshalb sinnvoll, den Vortrag in klar erkennbare Phasen, also beispielsweise in Herleitungs-, Erklärungs- und Erläuterungsphasen zu untergliedern und die Wechsel durch die Verwendung entsprechender Stilmittel zu markieren (vgl. Abb. 19).
Abb. 19: VortragsphasenAnspruchsvollere und weniger anspruchsvolle Inhalte sollten wenn möglich abwechselnd vermittelt und komplizierte Sachverhalte anschaulich präsentiert werden. Wechsel im Sprechtempo und sonstige rhetorische Mittel wie Zwischenfragen oder kurze Diskussionen können die Vortragsstruktur zusätzlich verdeutlichen. Kleine Anekdoten, erläuternde Beispiele und Grafiken, eingeflochtene Geschichten oder Vergleiche lockern den Vortrag auf und helfen, Langeweile zu vermeiden. Hilfreich ist dabei die Verwendung unterschiedlicher Hilfsmittel wie Dias, Tafeln, Wandtafel, Bilder, Handstücke und Folien. Die Anzahl der Dias sollte auf einige wenige beschränkt werden, da das Ein- und Umschalten auf Diaprojektoren immer viel Zeit kostet und der Raum in der Regel verdunkelt werden muss.
Vorträge sollen abwechslungsreich gestaltet werden.
Tipp: Schauen Sie sich auf ‹https://www.slideshare.net› einige Beispiele an.
Bei der Gestaltung der Folien oder einer Power-Point-Präsentation ist Folgendes zu beachten: Folien / Power-Point-Seiten dienen dazu, wichtige Inhalte stichwortartig zu vermitteln oder Sachverhalte anhand von Illustrationen oder Grafiken zu erläutern. Sie sollten nicht den ganzen Inhalt des Vortrags in Stichwortform wiedergeben und nicht zu überladen sein. Als Richtwert gilt: Sechs Wörter pro Zeile und sechs Zeilen pro Folie. Daran muss man sich nicht sklavisch halten, aber als Richtlinie hat sich die Regel bewährt. Der projizierte Text muss im ganzen Saal und in jeder Vortragsphase gut erkennbar sein. Der Satz «Sie sehen – jetzt leider verdeckt» kommt sehr oft vor und sollte vermieden werden. Ebenso häufig ist die Frage «Kann man das auch hinten lesen?», weil die Schrift zu klein gewählt wurde. Die Schriftgrösse sollte mindestens 18, in grösseren Vortragsräumen mindestens 20 Punkt sein.
Manchmal ist ein Abweichen von gängigen Formen des Vortragens und Gestaltens erfrischend. Dies sollte jedoch durchdacht und gut geplant sein.
Während die Verwendung von Overhead-Folien inzwischen recht selten geworden ist, kommen andere Präsentationsformen (z.B. "Prezis"") häufiger zum Einsatz. Für diese gelten grundsätzlich die gleichen Regeln, die auch bei anderen computerbasierten Präsentationen zu beachten sind. Eine "Prezi" sollte darüber hinaus nicht zu "nervös" sein; Verwirbelungen und das Zoomen mit einem zu schnellen Tempo machen das Publikum schwindelig.
Nicht die Quantität, sondern die Qualität der Folien zählt.
Lampenfieber ist die Angst vor dem Versagen vor einem Publikum, also vor einem Gesichtsverlust. Angst ist eine Stresssituation, in welcher der Körper u.a. Adrenalin ausschüttet, ein Hormon, das uns «flucht- oder kampfbereit» macht. So wäre eine mögliche Reaktion das Weglaufen vor der Ursache der Angst, dem Publikum im Vortragsraum. Dies ist allerdings keine gesellschaftlich akzeptierte Reaktion, weswegen man sich zwingt, da zu bleiben und die Sache durchzustehen. Man kann allerdings die entstandene Nervosität auch in Energie für den Vortrag umwandeln und der Angst gleichsam den Kampf ansagen. Sie kann in eine laute Stimme und grosse Bewegungen umgelenkt werden, was dann eine beruhigende Wirkung hat. Letztlich geht es beim Vortrag in erster Linie um den Inhalt, nicht um die vortragende Person.
Falls die Aussicht, einen Vortrag zu halten, erschreckt, kann man sich mit dem Gedanken trösten, dass die meisten Leute dabei etwas nervös sind. Ein wenig Nervosität schadet auch nichts, wie bei den Prüfungen hilft sie einem, sein ganzes Potenzial auszuschöpfen. Wenn aber die Angst unmässige Formen annimmt, muss etwas dagegen unternommen werden. Dann kann der Vortrag erst im kleinen Kreis, vor FreundInnen oder Geschwistern geübt werden. Es ist ja meist das Unbekannte, das Furcht einflösst. Man kann sich auch verdeutlichen, dass man sich selbst einfach zu wichtig und zu ernst nimmt. Es geht ja bei einem Vortrag in erster Linie um Wissensvermittlung. Wenn wir uns darauf konzentrieren, den anderen etwas mitteilen zu wollen, dann steht der Inhalt des Vortrags und nicht der Eindruck, den wir machen, im Vordergrund. Deshalb ist es für Leute, die gegen Lampenfieber zu kämpfen haben, besonders wichtig, über Themen zu sprechen, für die sie sich begeistern können (Schräder-Naef 1988: 190).
Lampenfieber kann in «Energie» für den Vortrag umgesetzt werden.