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Es gibt verschiedene Ansichten darüber, wie wissenschaftliche Forschung anzugehen ist. An dieser Stelle führen wir zwei gängige Modelle – das lineare und das zirkuläre – an, die sich in der Geographie als sinnvoll herausgestellt haben.
Das lineare Modell (vgl. Abb. 1) findet eher Verwendung in quantitativer Forschung, bei der es darum geht ursächliche Zusammenhänge zu entdecken oder zahlenmässige Repräsentativität zu erreichen. Dabei ist es wichtig, die Daten immer auf die gleiche Weise zu erheben. Nur so bleiben sie statistisch vergleichbar und die Resultate repräsentativ. Das zirkuläre Modell (vgl. Abb. 2) wird v.a. in der qualitativen Forschung angewandt, bei der es v.a. um die Rekonstruktion und das Verstehen sozialer Prozesse geht.
Abb. 1: Lineares Model des Forschungsprozesses. Quelle: Eigene Darstellung nach Aerni et al. (1998) und Flick (1995: 61 und 83).Ergebnisse quantitativer Art können z.B. sein: «62% der Bevölkerung ist mit der Regierung zufrieden» oder «45% des sommerlichen Wasserabflusses im Fluss XY geht auf Schmelzwasser zurück.»
Im Gegensatz zur quantitativen Forschung sind in der qualitativen Forschung die Rahmenbedingungen zu Beginn der Forschung weniger klar umrissen. So werden Schritt für Schritt (hier von Fall zu Fall) Datengrundlagen bestimmt (Sampling), Erhebungen und Auswertungen durchgeführt. Diese werden miteinander verglichen und liefern mit jedem Schritt weitere Beiträge zur Theorie (Braun et al. 1987; Speck 1980). Dies hat den Vorteil, dass im Laufe der Forschungsarbeit neue Erkenntnisse entdeckt werden und in diese einfliessen können. Repräsentativität wird dabei nicht über die Anzahl der untersuchten Fälle erlangt, sondern über die Auswahl eines möglichst breiten Spektrums interessanter und relevanter Fälle, die dann vertieft untersucht werden.
Abb. 2: Zirkuläres Modell des Forschungsprozesses. Quelle: Eigene Darstellung nach Flick (1995: 61).Ergebnisse qualitativer Forschung können z.B. sein: «Bei neuen Naturschutzvorhaben fürchten Landwirte v.a. behördliche Bevormundung, während die Tourismusindustrie diesen als Marketinginstrument begrüssen».
Ähnlich dem zirkulären Modell kann die Forschung auch als Prozess verstanden werden, bei dem die Fragestellung im Zentrum steht und durch verschiedenste Wechselbeziehungen mit anderen Komponenten verbunden ist (vgl. Abb. 3). Die Fragestellung ist dabei ein zentraler Punkt des Forschungsprozesses und übt auf jeden einzelnen Schritt Einfluss aus. Es verdeutlicht auch, dass der Suche nach einer guten Fragestellung, die am Beginn jeder Arbeit steht, grosse Bedeutung zugemessen werden muss.
Abb. 3: Auf die Fragestellung ausgerichteter Forschungsprozess. Quelle: Eigene Darstellung nach Marshall & Rossmann (1995: 17). Entwurf: M. Kollmair.